Frank Fegers Beobachtungstips
Ausrüstung für Beobachtungen "in der Pampa":
- Sehr wichtig ist warme Kleidung; auch im Sommer. Das heißt
z.B. im Winter, daß zwei lange Unterhosen, zwei normale Hosen,
ein Unterhemd, ein T-Shirt, ein normaler Pullover, ein Strickpullover,
ein Anorak und zwei Paar Socken (eines mit Wolle) so eben ausreichen.
Mützen und Schals sind ebenfalls sehr sinnvoll.
- Im Winter helfen Handschuhe oder gar Handwärmer sehr,
ebenso Sturmhauben. Die besten Handschuhe sind meiner Meinung nach die
thinsulategefütterten Teile mit abgeschnittenen Fingern und einer
vorklappbaren Haube, die Fäustlinge aus ihnen macht
(Klappfäustlinge). Klettband hält die Klappe bei Nichtbenutzung am
Handrücken, eine Art Wildleder in den Handflächen sorgt für
einen festen Griff. Bei Handwärmern habe ich mit den kohlebetriebenen
Typen bessere Erfahrungen gemacht als mit den benzinbetriebenen.
- Im Sommer können einem blutsaugende Insekten die Beobachtungen
vermiesen. Dagegen gibt es chemische Abwehrmittel und
geruchsüberdeckende Öle, welche auf die Haut aufgetragen oder
aufgesprüht werden. Gegen Mücken helfen Mückenspiralen aus
dem Outdoorladen sehr gut. Sie arbeiten wie Räucherstäbchen und
setzen so den Wirkstoff einige Stunden lang frei. Sind diese Methoden alle
nicht praktikabel, helfen Sturmhauben und Handschuhe bei der Lösung des
Problems; die kühle Nacht schützt etwas vor Überhitzung.
- Ein Jahrbuch versorgt den Sternfreund mit Informationen über
bewegliche Objekt wie z.B. Planeten. Sternschnuppentage oder Mondphasen
sind ebenfalls angegeben. Die Himmelskarten ersetzen sogar recht gut die
als Nächstes vorgeschlagene Drehbare Sternkarte.
- Eine Drehbare Sternkarte hilft dem Anfänger bei der
ersten Orientierung. Die Variante für die ganze Welt ist allerdings
zu kompliziert und die nachtleuchtende meist zu wenig informativ.
- Später hilft ein Sternatlas beim Auffinden der Objekte. Wie
wäre es mit dem "Atlas
für Himmelsbeobachter" von Erich Karkoschka? Nein, Geld
bekomme ich für den Hinweis auf das sehr praktische Buch nicht,
dafür spart man aber welches, weil die Alternativen wesentlich teurer
sind.
- Eine rote Taschenlampe (z.B. mit Plastikfolie davor) hilft sehr
beim Lesen, ebenso eine mit weißem Licht, um auf dem Boden nach
irgendwelchen verschollenen Teilen suchen zu können. Besonders
praktisch bei Auf- und Abbau sind Stirnbandlampen.
- Ein Fernglas oder Teleskop sind sinnvoll, da sich ohne ein
solches Instrument nur Sternbilder erkennen lassen. Zum besseren Beobachten
kann man das Fernglas auch auf einem Fotostativ befestigen, da dann das
Zittern der Hände nicht mitvergrößert wird. Statt des
Stativs reicht es oft aus, die Ellenbogen auf das Autodach zu stützen.
Spektive haben meistens einen 45°-Einblick, welcher einem das Auffinden
der Objekte nicht erleichtert, sind aber eine Überlegung wert.
- Eine Brillenkordel ist nützlich, wenn man seine Brille beim
Beobachten abnehmen muß, weil die Okulare nicht
brillenträgertauglich sind oder man das Beobachten ohne Sehhilfe als
angenehmer empfindet.
- Getränke und Essen sollten ebenfalls ausreichend vorhanden
sein. Außer Kaffee ist auch Wasser sinnvoll, da man sehr stark
austrocknet. Einmalgrills und Kocher können das Leben in langen
Nächten erfahrungsgemäß sehr erleichtern. Zu beachten ist,
daß oft Wind und Kälte herrschen und ein Kocher damit klarkommen
muß. Ich verwende einen spiritusbetriebenen Sturmkocher von Trangia mit
zusätzlicher Vorwärmkralle, der arbeitet zuverlässig und
leise unter praktisch allen Witterungsbedingungen.
- Ein kleines Radio sorgt für Wetterberichte, Unterhaltung und
gegebenenfalls Ersatzbatterien.
- Eine Kamera mit der Belichtungszeit "B" auf einem Stativ
sorgt zusammen mit einem Drahtauslöser schon für hübsche
Strichspuraufnahmen, auf denen sich gelegentlich Sternschnuppen oder die ISS
(Internationale Raumstation) finden. Letztere kann man, wie viele andere
Satelliten auf niedrigen Umlaufbahnen, auch mit Digitalkameras aufnehmen,
während Batterien die langen Belichtungszeiten, die für die
Meteorfotografie nötig sind, meist nicht überleben. Hier sind nur
vollmechanische Kameras oder welche mit hochkapazitiven Stromquellen wie
Mignonzellen oder Batteriepacks geeignet.
Ausrüstung für Beobachtungen in Sternwarten:
- Die oben angeführte warme Kleidung ist auch hier sehr wichtig,
da Kuppeln einen offenen Spalt besitzen und Schiebedachhütten, wie
der Name schon erahnen läßt, nach oben komplett geöffnet
sind. Im Sommer herrschen aber weniger schwierige Bedingungen.
- Die wichtigste Literatur ist meistens vor Ort: Jahrbuch, Karkoschka,
Drehbare Sternkarte. Seine persönlichen Favoriten kann man aber dennoch
mitnehmen.
- Eine rote Taschenlampe hilft hier ebenfalls. Man sollte sich
hüten, ohne Erlaubnis des Sternwartenpersonals andersfarbiges oder
weißes Licht zu verwenden!
- Das angesprochene Fernglas ist auch hier empfehlenswert,sofern
eine Fläche mit Ausblick nach oben existiert.
- Eine Kamera läßt sich, wenig Andrang vorausgesetzt, oft
am Teleskop einsetzen, wobei die einäugige Spiegelreflex Vorteile hat.
Bei den Filmen muß man allerdings bei der Auswahl vorsichtig sein, da
alle Typen unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. Eine Nachfrage bei
erfahreneren Leuten hilft auch hier.
- Getränke und Essen können ebenfalls nicht schaden, aber
oft findet sich eine Kaffeemaschine.
Allgemeine Beobachtungsratschläge:
- Unsere Augen benötigen einige Zeit, um sich an die Dunkelheit zu
gewöhnen. Es dauert knapp eine Stunde, bis das
Dämmerungssehen wirklich "eingeschaltet" ist.
- Überhaupt sollten Beobachtungen immer ohne Hetze vorgenommen werden;
ein Blick ins Okular, der lediglich zwei Sekunden dauert, zeigt unter
Umständen nur sehr wenig der tatsächlich vorhandenen
Information.
- Das indirekt Sehen, bei dem man am Objekt vorbeisieht, aber dennoch auf es
achtet, hilft sehr, wenn das funzelige Nebelchen es vorzieht, unsichtbar
zu bleiben.
- Je dunkler der Himmel erscheint, desto besser sind schwache Objekte wie
z.B. Gasnebel oder Galaxien sichtbar. Kann man ein den heißgeliebten
Spiralnebel an einem Abend nicht ausmachen, sollte man die Flinte nicht
gleich ins Korn werfen.
- Erst kleine Vergrößerungen nehmen und sich dann nach oben
arbeiten.
- Für die absoluten Anfänger: Das Bild im Fernglas oder Teleskop
ist dann scharf, wenn die Sterne klein aussehen!
- Beim Scharfstellen dreht man den Okularauszug erst weit heraus und dann
langsam wieder hinein. Dreht man statt dessen von innen nach außen,
so stellen sich die Augen auf Nahsehen ein und ermüden schnell.
- "Übung macht den Meister!" Das astronomische Sehen
entwickelt sich erst im Verlaufe der Zeit, das indirekt übrigens
auch.
- Ein erfahrener Beobachter ist als Begleiter kaum zu ersetzen.
Weitere Informationen meinerseits:
- Für einen Vortrag über Einsteigerteleskope mit nachfolgendem
Beobachtungsabend habe ich mal einen Text mit Glossar, technischen
Ratschlägen sowie einer Objekteliste zusammengestellt. Um die Liste
gekürzt und weiterhin als "plain text" statt in HTML
abgefaßt, steht der Text nun unter diesem
Link bereit.
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Letzte Änderung: Sonntag, 15. Dezember 2013 (Frank Feger).